Wie schon versprochen folgt nun ein Bericht über Interessantes und Sehenswertes im Bereich Vieux-Montréal und Vieux-Port. Denn Montréal hat die angeblich größte geschlossene Altstadt in Nordamerika. Diese liegt in etwa zwischen der Höhe des St. Lorenz-Stroms und des Gebietes Centre Ville, der Einkaufszonen (zu denen zum Beispiel die Rue St. Catherine zählt). Gebäude aus dem 17. bis 19. Jahrhundert findet man hier und man vergißt für den Moment auch die Wolkenkratzer, die etwas weiter im Norden zu finden sind.
Ein guter Ausgangspunkt, der oft auch in anderen Reiseführern genannt wird, ist der Place Jacques Cartier. Hier bereits findet man mehrere erwähnenswerte Adressen. In der Mitte des Platzes steht das Nelson-Denkmal. Ein Denkmal aus dem Jahre 1809 und dabei handelt es sich wohl um das älteste Monument der Stadt. Bereits jetzt, bei dem schönen Wetter sieht man, daß es sich viele Menschen auch hier in der Umgebung des Platzes in den Straßencafés gemütlich machen, um auch einfach mal diesen Blick zu genießen.
Das Rathaus, hier Hotel-de-Ville genannt, steht für die Separatismusbewegung Québecs. 1967 hatte Charles de Gaulle von hier aus den Ausruf „Québec libre“ getätigt. Errichtet wurde das Gebäude in den Jahren 1872-1878.
Eine wechselhafte Geschichte weißt das Chateau Ramzay aus dem Jahre 1705, direkt gegenüberliegend auf. Zunächst war es die Residenz der französischen Gouverneure. Später war es Hauptquartier der amerikanischen Armee, dann wurde es zum Justizministerium sowie auch als Universität genutzt. Heute findet man nichts mehr von dem eigentlichen Wandel, da in dem nun dort vorhandenen Museum lediglich Gebrauchsgegenstände aus dem 18. und 19. Jahrhundert zu sehen sind.
Die älteste Kirche, die Chapelle de Notre-Dame-de-Sacre Coeur (nicht zu verwechseln mit der wesentlich später errichten gleichnamigen Basilka) befindet sich etwa 100 Meter weiter östlich gelegen an der Rue St. Paul.
Bereits vom Sankt-Lorenz-Strom aus zu sehen ist der Marché Bonsecours. Wie der Name sagt, war früher hier mal eine Markthalle, in der alle Waren vertrieben wurden. Denn Montréal war ja seinerzeit eine, wenn nicht überhaupt die wichtigste Handelsstadt in Nordamerika. Und durch die Lage zum Sankt Lorenz-Strom wurde auch dieser Marché ursprünglich mal für den Handel verwendet. Später wurde er zwischendurch zum Konzertsaal und zum Rathaus umfunktioniert. Heute beherbergt er Galerien, ebenso kann man einige Kunstausstellungen dort sehen. Den alten und neuen Justizpalast begegnet man, wenn man vom Marché Bonsecours wieder über die Rue St. Paul zum Place Jacques Cartier zurückgeht.
Jedoch einer der bekanntesten Adressen im Vieux-Montréal wäre die Cathédrale du Notre-Dame. Dieses Bauwerk, welches über 200 Jahre alt ist, begeistert schon von seiner äußerlichen Fassade und lädt den Besucher dazu ein, mal ins Innere zu schauen. Die Kirche ist mehr als nur einen Besuch wert. Vielleicht habt ihr Glück, daß ihr einem Gottesdienst lauschen könnt, und dabei die hervorragende Akustik wahrnehmen könnt. Schon beim Betreten der Kirche freut man sich über die hervorragende Lichtverteilung, die diese Kirche so bezaubernd macht. Ein dunkelblaues Licht, diese wunderschönen Glasfenster, die holzgeschnitzte Kanzel. Es gibt so viele Gründe, diese Kirche für sich zu entdecken. Wenn nicht gerade Messe ist, bezahlt man zwar fünf kanadische Dollar, aber ich bin der Überzeugung, daß dieses Geld es wert ist. Früher war diese Kirche das größte Gotteshaus Nordamerkas. Ebenso soll es an verschiedenen Tagen in der Woche auch eine Art „Light-Show“ am Abend geben.
Aber auch zum Vieux-Port möchte ich in diesem Blog noch etwas sagen. Dieser befindet sich gegenüber dem Marché Bonsecours. Heute ist dies oftmals ein Treffpunkt für Radfahrer und Inliner im Sommer. Der Hafen Montréals hat aber auch eine große Geschichte schon allein für die Bedeutung des internationalen Handels der von und nach Montréal führte.
Vier Anlagestellen bieten unter anderem Passagieren die Möglichkeit, auf den Sankt-Lorenz-Strom eine Ausflugsfahrt zu machen, oder einfach mal von dort aus auf die benachbarten Inseln (Ile Sainte-Hélène und die Ile Notre-Dame zu fahren zum Beispiel alljährlich die Formel 1-Freunde zum Grand-Prix auf dem “Circuit Gilles-Villeneuve” hinpilgern, wie nun auch am kommenden Juni-Wochenende) zu fahren. Aber auch schon von hier aus erblickt man die Würfelhäuser, die sogenannten Habitat 67, die eines der Aushängeschilder der Expo im Jahre 1967 gewesen sind. Ein weiteres noch existierendes Kennzeichen der damaligen Expo wäre die Biosphère im Parc Jean Drapeau (dem damaligen Veranstaltungszentrum der Expo) auf der Ile Sainte-Helene. Mir noch gut in Erinnerung ist das Freibad im Parc Jean Drappeau unweit entfernt von der gleichnamigen Metro-Station. Dort habe ich mir vor 13 Jahren einen sehr ordentlichen Sonnenbrand geholt.
Der Vieux Port ist übrigens auch die Adresse für einen der wohl bekanntesten Zirkusadressen weltweit. Dem Cique du Soleil, gelegen auf dem Quai Jacques Cartier. Montréal ist auch der Geburtsort dieses Zirkus.
An dem alten Hafen im Westen grenzt der Lachine-Kanal, der ca 14 km lange Transportweg, der von Lachine im äußersten Westen Montréals beginnt und hier endet. Dieser sorgte für einen sicheren Weg, da im Sankt-Lorenz-Strom starke Stromschnellen, die sogenannten Lachine-Stromschnellen, den Schiffstransport schwer gestalteten. 1825 wurde er eingeweiht nach einer langen Vorgeschichte und ermöglichte spätestens ab dann einen sicheren Schiffsweg entlang der großen Seen. Heute ist er als denkmalgeschützte Adresse zu sehen und wird nur touristisch genutzt.