Früh bin ich aufgestanden. Einfach um rechtzeitig den Bus 800 zum Gare du Palais in Québec City zu nehmen. Und ich kann nur sagen, es hat alles bestens geklappt. Im Gare du Palais habe ich noch ein wenig die WiFi-Unterstützung genutzt, um ein paar Telefonate abzusetzen. Mit der Smartphone-App von Skype natürlich um weitere Reisende nicht zu stören. Denn das ist – wenn man Probleme mit der Aktivierung einer SIM-Karte hat – einfach die optimalste Lösung. Man sucht sich einen WiFi-Standort aus – die Liste wäre endlos: McDonalds, Second Cup, die meisten großen Bahnhöfe, viele größere Shopping-Malls etc. Und startet von dort entweder die Verbindung über Skype direkt oder wählt zu günstigen Konditionen die Festnetz- oder Mobilfunknummer. Denn Roaming habe ich auf meinen „Devices“ abgeschaltet. Die eingesparten Zusatzkosten kann ich vielleicht eines Tages für den nächsten Kandatripp nutzen, den es zu mehr als 100% geben wird.
Also: Ich bin mit dem Orléans-Express von Québec City nach Montréal gefahren. Eine sehr angenehme Sache. Die Tickets bekommt man online und es scheint wohl keine „Frühbuch-Aktionen“ zu geben. Feste Preise. Aber auch WiFi on Board. Wie immer ist eine halbe Stunde vor Abfahrt Boarding-Time. Das Gate öffnet, wenn der Bus einfährt. Der Koffer (der sich wie schon vorher – wegen des abgebrochenen Rades – schwer ziehen läßt) wird mir abgenommen und in den Kofferraum befördert. Und der Barcode (vom Onlineticket) wird mit einem Scanner durch den Busfahrer oder einem Angestellten geprüft. Auf geht es.
Die Fahrt ist wirklich sehr angenehm. Aufgrund der WiFi-Situation nutze ich die Möglichkeit, etwas zu surfen und recherchiere noch einmal genau, wie ich zu meiner Unterkunft hinkomme. Es ist ja manchmal nicht so einfach.
Aber so kompliziert ist es dieses Mal auch nicht. Der Bus fährt über Longeuil nach Montréal. Überquert einmal die große Brücke nach Montréal und endet im Busbahnhof an der Rue Berri. Das gute an diesem Ziel ist die gute Anbindung zur Metro. Da ich länger bleibe, organisiere ich gleich ein 3-Tage-Ticket für die öffentlichen Transportmitel. Denn Montréal ist nun einmal die zweigrößte Stadt Kanadas. Und wie gesagt, erst einmal für die nächsten drei Tagen. Das „Ticket pour trois jours kostet 16 CAN-$ .
Hier an der Metro-Station BERRI-UQUAM kommen insgesamt drei Metro-Linien zusammen. Ich benötige die Linie nach Honoré-Beaugrand, mit der ich lediglich 4 Stationen bis Préfontaine fahren muss. Im Osten des Zentrums gelegen. Aber die Straße, in der ich mein Domizil beziehe, ist eingentlich jedem Montréal-Besucher sowie Einwohner bekannt. Es handelt sich um die Rue Sainte Catherine. Derzeit ist oft von ihr in den Nachrichten zu lesen und zu hören, weil abends die Studenten abends wegen der Studentengebühren am demontrieren sind. Den Weg von der Metro-Station bis zur Unterkunft, welches früher wohl einmal ein „Bureau de Poste“ gewesen ist (wo man aber wohl keine Briefmarken kaufen kann), ist ein kleiner Fussmarsch von einem Kilometer Länge. Ein tolles Zimmer, gute WiFi-Möglichkeit (zumindest bis zum Montag- soviel sei verraten), und wie sich am nächsten Morgen heraus findet, ein recht gutes Frühstück, warten auf mich.
Aber wegen dem WiFi und wegen dem Frühstück bin ich nicht hier. Ich freue mich endlich, nach fast 13 Jahren meine Freunde Caroline, ihrem Mann Fedele (1999 haben sie sich gerade erst kennengelernt, als ich in Montréal war) und Genevieve wiederzusehen. Wir haben über verschiedenst Wege ein Treffen ausgemacht. Caro holt mich mit dem Wagen ab. Aber nicht nur Caro. Gé ist auch mit am Bord. Wie schön. Ich bin überwältigt. Und ich freue mich riesig, die beiden zu sehen. Sie sind ein Beweis, daß Freundschaften, die in Kanada geschlossen werden, eine Garantie für ein ganzes Leben sein können. Wir drücken uns und freuen uns riesig, uns zu sehen. Wir stellen fest, daß wir alle uns nicht verändert haben. Bis auf die grauen Haare vielleicht bei mir.
Wir fahren nach Anjou, einem Stadtteil Montréals im Osten gelegen. Eine schöne Lage, wie sich herausstellt. Dort wohnt Gé mit Fedele und ihren zwei Mädels, die ich erstmalig kennenlerne. Fedele, der auf unsere Akunft wartet, freut sich auch riesig, daß wir uns endlich wieder sehen. Unterwegs haben wir schon viel über unsere ersten Treffen geplaudert, die Gespräche werden ab sofort vertieft. Es wird über meinen Sonnenbrand gesprochen, den ich mir damals im Freibad geholt habe. Über unseren Ausflug damals in den US-Bundesstaat Vermont sowie unsere kostenlose Fahrt mit der Gondel zum Mont Tremblant (war damals die letzte Fahrt, die wir genommen haben). Schon damals haben wir uns bestens verstanden. Und es ist schön, daß dieser freundschaftliche Kontakt, uns auch heute noch verbinden. Aber so ist es hier. Ja, Freundschaften sind einfach ein wunderbares Geschenk. Und wir feiern unser Wiedersehen.
Fedele zeigt mir die Räumlichkeiten des Hauses. Die ruhige Lage ist schon klasse, obwohl es immer noch Montréal ist. Ebenso gefällt mir auch die Aufteilung der Räume und der Swimming-Pool für die zwei Mädels, die sich sofort von der mir angekündigten sportlichen Seite zeigen. Mitterweile spielen sie gerne Tennis, aber ebenso interessieren sie sich für Baseball. Und waserscheu sind sie keineswegs. Früher waren sie absolut begeistert für Fussball. Thorsten Frings, der für FC Toronto mitterweile spielt, würde sich freuen.
Anschließend nach der Wohnungsbegehung plaudern wir zwei Männer. Schon vorher stellen wir fest, daß wir (noch) bei ein und dem gleichen Konzern arbeiten. Er bei ThyssenKrupp Elevators in Montréal, und ich bin ThyssenKrupp Nirosta. Ein absoluter Zufall. Das wusste ich bislang auch nicht. Aber eigentlich rede ich nicht über die Arbeit. Denn der Job ist ja nicht das entscheidende, die Menschen sind es, die so sind, wie sie sind.
Kurze Zeit später erhalten wir die Nachricht, daß das Essen fertig ist. Ich habe – da die Mädels (also Caro und Gé) sich als Weinfreundinnen geoutet haben – in meinem Koffer stets zwei Flaschen Wein transportiert, die heute beide geöffnet werden. Natürlich zwei Weine von guten Freunden. Bei einem leckeren Abendessen kommen diese beiden Tropfen aus Frankreich und aus Östereich bestens an. Obwohl sie schon einen langen Weg hinter sich haben. Aber den Transport haben sie gut überstanden. Ich hätte am liebsten zwei große Kartons mitgebracht, aber das erlauben die Einreisebestimmungen nicht.
Was ist es schön, wieder hier zu sein. Wir haben natürlich alle Telefonnumern ausgetauscht (damit wir hoffentlich in den nächsten Tagen) uns zwischendurch wiedersehen. Aber ich bin unendlich dankbar, daß wir uns hier wiedergefunden haben.
Abends nehmen Gé und ich uns ein Taxi und stellen gar nicht fest, wie schnell der Taxifahrer am Zwischenstopp mich absetzen will. Denn unterwegs plaudern wir über alles Mögliche. Es ist so schön, diese liebenswerten Freunde endlich wieder zu treffen. Bienvenue à Montréal!